Was ist Musikgeragogik?
Musikgeragogik
Musikgeragogik oder musikalische Alterspädagogik beschäftigt sich mit der
musikalischer Bildung und musikbezogener Vermittlungs- und Aneignungsprozessen im
Alter. Dafür werden u.a. wichtige Erkenntnisse aus Nachbardisziplinen wie
Alterspsychologie, Pflegewissenschaften, Soziale Arbeit, Gerontologie (Alterskunde),
Musiktherapie und Heilpädagogik genutzt.
Durch die Zielgruppe älterer und hochaltriger Menschen ergeben sich spezifische
didaktisch – methodische Anforderungen, die das Praxis-, Ausbildungs- und
Forschungsfeld der Musikgeragogik deutlich von der Musikpädagogik für Kinder und
Jugendliche unterscheidet.
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Musikgeragogik fördert die physische, psychische und soziale Situation der Menschen.
Im direkten Umfeld älterer Menschen kann sie unter gesundheitsfördernden
und präventiven Aspekten zu einer deutlichen Verbesserung der
Lebensqualität führen.
Trotz altersbedingter Einschränkungen oder Erkrankungen können ältere Menschen durch die Musikgeragogik:
- in Bewegung kommen (Antriebsarmut und Erstarrung begegnen)
- Erinnerungen wecken
- Ressourcen wieder neu entdecken und beleben
- die eigene Wirksamkeit wieder spüren
- Sprachlosigkeit überwinden
- Zugehörigkeit und Kontakte erleben
- leere Räume und leere Zeit mit Lebendigkeit und Erleben füllen
- Spiel und Freude, Lebensfreude, wieder entdecken
- neues Lernen zulassen
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Seit 2004 werden an der Fachhochschule Münster Musikgeragoginnen und
Musikgeragogen im Rahmen einer hochschulzertifizierten Weiterbildung qualifiziert.(Infos und MG – Startseite der FH Münster)
2009 wurde die Deutsche Gesellschaft für Musikgeragogik (DGfMG e.V.) gegründet.
Wirkung und Bedeutung von Musik
Musik hat auf jeden Menschen einen ganz besonderen Einfluss und begleitet ihn ein
Leben lang.
Musik, Singen und Musizieren beeinflussen Emotionen, können fröhlich, aber auch
traurig machen. Sie können die Gefühle der Menschen in einer Weise ansprechen, die
weitgehend unabhängig ist von körperlichen und geistigen Defiziten.
Beim Singen in Gemeinschaft entstehen Beziehungen, wir kommunizieren miteinander,
hören aufeinander, spielen gemeinsam. Die Akteure empfinden sich als Teil des
Gesamten und leisten einen individuellen Beitrag.
Das stärkt Selbstbewußtsein, Selbstwertgefühl und Lebensqualität.
Musik hat nachweislich Einfluss auf das vegetative Nervensystem, auf Herzschlag,
Atmung, Blutdruck, Verdauung, Hormone und den ganzen Stoffwechsel.
Beim Singen werden verschiedene Muskelpartien bewegt und gelockert. Atmung und
Stimme verbessern sich. Konzentration und Koordination von Bewegungsabläufen
werden gefördert und das eigene Körperempfinden gestärkt und verbessert. Aggressive
Reaktionen können abgebaut werden.
Es gibt kein Musikzentrum im Gehirn. Aber Musik entfacht ein Feuerwerk im Gehirn
und dockt dabei an viele Gehirnregionen an, die umgehend ihre Botenstoffe für Gefühle,
für Erinnerung und Bilder, für Bewegung und Miteinander auf den Weg durch den
Körper schicken.
Neuere wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass aktives Musizieren sogar
Hirnstrukturen verändert, Nervenzellen werden größer, Verschaltungen und
Vernetzungen werden mehr, es entsteht größere Dynamik und Nutzbarkeit.
In erster Linie aber soll Singen und Musizieren den älteren Menschen Freude machen,
Glockenreine Stimmen, stets punktgenaue Töne oder gar Notenkenntnisse sind nicht
notwendig. Wichtig ist, dass sich die Senioren auf Musik einlassen wollen und können!
Dann berührt Musik die Menschen, spricht sie an, aktiviert und verbindet sie -
unabhängig von körperlichen und geistigen Einschränkungen.
Methoden
Gemeinsames Hören / Singen bekannter Liedweisen
Schon Hören, „nur“ Hören, ist keinesfalls passiv, sondern es aktiviert bereits in
vielfältiger Weise das Gehirn. Bei Hören und Singen wird das biografische Gedächtnis
gefordert und gefördert. Bestimmte Lebensabschnitte sind mit bestimmter Musik
verbunden, Erinnerungen und Emotionen werden geweckt (Limbisches System), das Gemeinschafts- und Selbstwertgefühl wird werden gestärkt, denn man erfährt und fühlt seine Leistungsfähigkeit und seine Bedeutung in der Gruppe.
Tänze im Sitzen
sprechen den ganzen Menschen an, wecken Lebensfreude und aktivieren seine
körperlichen und geistig-seelischen Kräfte. Sie sind eine wunderbare Möglichkeit, trotz
körperlichen Einschränkungen aktiv zu sein. Zudem sind Bewegungslieder und Sitztänze
eine mal ganz andere Form optimaler Sturzprophylaxe.
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Musik in der Begleitung Schwerstkranker und Sterbender – z.B. Einsatz der
Zauberharfe
Für einen schwerstkranken und sterbenden Menschen mit seinen seelischen, sozialen
oder auch spirituellen Bedürfnissen, kann Musik eine Möglichkeit jenseits der Worte
darstellen.
Dafür bedarf es Kenntnisse um die spezifische Wahrnehmung von Musik bei
schwerkranken Menschen. Weiterhin bedarf es bei der musikalischen Begleitung und der
Verwendung von Musik am Krankenbett empathische Sensibilität, um die
notwendige Sicherheit im Umgang mit dem Menschen zu entwickeln.
Ensemble- Spiel
Gruppenmusizieren mit Instrumenten ermöglicht
- positive gemeinsame (Klang-) Erfahrungen.
- lässt Fähigkeiten erkennen und dadurch Erfolge erleben.
- schult Koordination, Konzentration und Reaktionsfähigkeit.
- gibt die Möglichkeit, durch die Art des Spiels Gefühle auszudrücken
- fördert die Kreativität.
Musizieren auf der Zauber-Harfe -
Mit der leicht zu spielenden Zauber - Harfe und den dazu gehörenden
Notenschablonen lässt sich schon nach kurzer Zeit ohne Notenkenntnisse musizieren
und dazu singen.
Vom zarten Klang der Harfe lässt man sich emotional berühren und inspirieren.
Einsatz von sogenannten „Handgeräten“ wie Bälle oder Tücher
Haptik, Bewegung, Rhythmus, Körpergefühl, Gemeinschaftsaktion
Musik malen
mit Wasserfarben, Filsstiften, Bleistiften Gefühle der Musik aufzeichnen
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